2. Dezember 2021, 18 Uhr "Geschichte und Sinnhaftigkeit von Lobau-Autobahn und Stadtraße" von Dr. Heinz Högelsberger
Die Geschichte der Lobau-Autobahn ist eine Geschichte der Fehlentscheidungen und des Widerstandes. So wurden vor zwei Jahrzehnten mehrere Variante untersucht, um dann die schlechteste Trasse auszuwählen. Dementsprechend groß war der Widerstand, der beispielsweise zu einer wochenlangen Blockade der Probebohrungen im Nationalparkgebiet führte. Seither haben zahlreiche Einsprüche das Projekt verzögert. Aus Sicht der Klimapolitik ist der Verkehrssektor die größte Schwachstelle, denn die Emissionen sind in diesem Bereich seit 1990 um etwa 75 Prozent gestiegen. Derzeit werden in Österreich 60 % der Wege mit dem Auto und 40 % im Umweltverbund zurückgelegt. Dieses Verhältnis soll sich laut Mobilitätsmasterplan des BMK umdrehen. Dort ist auch festgelegt, dass der PKW-Verkehr kontinuierlich zurückgehen und der LKW-Verkehr stagnieren sollen. Laut aktuellem Koalitionsübereinkommen für Wien von SPÖ und Neos ist geplant, den Anteil der Pkw-Pendler*innen, die nach Wien kommen, bis 2030 zu halbieren. Bei all diesen Reduktionszielen stellt sich die Frage, wofür die Lobau-Autobahn notwendig sein soll. Dass eine weitere hochrangige Straße zusätzlichen Verkehrs induziert, ist inzwischen vielfach nachgewiesen.
Fakt ist aber auch, dass die verkehrliche Lage in den alten Ortskernen (Aspern, Essling etc) für alle Beteiligten unbefriedigend ist: Für Öffi-Nutzerinnen (Busse stehen im Stau), für Fußgängerinnen und Radfahrerinnen, aber auch die Autofahrenden und die Anrainerinnen. Gleichzeitig entstehen in diesen Gebiete zahlreiche neue Wohnbauten. Ein massiver und rascher Ausbau der Öffis und der Radwege wäre also ein Gebot der Stunde.
Da die Trassierung der Lobau-Autobahn keine direkte Verbindung zu Südost-Tangente und Donauuferautobahn vorsieht, soll diese Anbindung über die Stadtstraße erfolgen. Diese soll also drei Funktionen erfüllen:
· Hochrangiger Lückenschluss zwischen S1 und A23 bzw. A22 · Entlastung der Ortsdurchfahrten von Eßling, Aspern, Stadlau und Hirschstetten · Anbindung der neuen Wohnbau- und Gewebegebiete.
Welche dieser Aufgaben eine Stadtstraße übernehmen könnte und welche Dimensionierung es dafür bräuchte, soll ebenso diskutiert werden, wie Rückbau und Verkehrsdimensionierung der Ortskerne.